Oktober 2025
Medien, Macht, Manipulation
Seit knapp anderthalb Jahren ist Julian Assange frei. Zuvor hat der australische Journalist mehr als fünf Jahre in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis in Isolationshaft verbracht und sich gegen eine Auslieferung in die USA gewehrt, wo ihm für seine Enthüllungen US-amerikanischer Kriegsverbrechen Spionage vorgeworfen wurde. Etwas mehr als zwei Jahre nach dem Besuch von Assanges Vater, John Shipton, im neuen kino, widmen wir uns mit dem Oktoberprogramm wieder der Frage nach den Handlungsmöglichkeiten und Grenzen des Journalismus unter kapitalistischen Bedingungen.
In diktatorisch regierten Ländern ist es leicht, Meinungen durch Gewalt durchzusetzen. Der Fall Assange, dokumentiert in THE TRUST FALL, und SILENCE RADIO zeigen jedoch, dass dies durchaus auch in mehr oder weniger demokratischen Systemen der Fall sein kann. GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK und MANUFACTURING CONSENT warnen zudem, dass es gerade in liberalen sogenannten Demokratien noch viel subtilere Mechanismen der Meinungsmanipulation gibt: Besitzverhältnisse und Abhängigkeiten der Medienhäuser sowie freiwillige Zensur durch die Journalistïnnen, die oft genau wissen, was und worüber man schreiben darf und worüber besser nicht. Es ist höchste Zeit für eine Lektion in intellektueller Selbstverteidigung!Do 2.10. und Fr 3.10., 20h30
Good Night, and Good Luck
Von George Clooney, USA 2005, 93 Minuten, EN/d
USA, 1953. Senator Joseph McCarthy inszeniert eine landesweite Hexenjagd gegen vermeintliche Kommunisten, klagt Unschuldige in Schauprozessen an und zerstört ganze Existenzen. Auch im Newsroom von CBS ist die Angst angekommen. Doch Fernsehmoderator Edward R. Murrow lässt sich nicht einschüchtern. Unter dem Motto "Fakten statt Mutmassungen" berichtet er in seiner Sendung "See it Now" über einen Piloten, der ohne triftigen Grund aus der Luftwaffe ausgeschlossen wurde.
Mit seiner zweiten Regiearbeit liefert Hollywood-Star George Clooney ein packendes, stilistisch perfektes und hervorragend besetztes Drama ab, das nicht nur Reporterlegende Edward R. Murrow ein Denkmal setzt, sondern die Unentbehrlichkeit eines unabhängigen Journalismus vor Augen führt. Erschreckend ist, dass sich unter der Administration Trump in den USA inzwischen wieder vergleichbare Tendenzen breit machen.
Sa 4.10., 17h30 - Free admission
Decentring the Archive
The accompanying film program to the workshop "
Re-Cinefications. Decentring the Archive of Soviet Film", hosted by
eikones.
How can the legacy of socialist cinema be re-actualised in the anti-colonial struggles of today? The invited artists and researchers approach the cinematic heritage as a space of contemporary inquiry, political tension, and poetic imagination.
17:30h
WHERE RUSSIA ENDS, von Oleksiy Radynski, UA 2024, 25’, OV/e
WHOSE VOICE IS THIS?, von Dana Iskakova, GER/UZB 2024, 14’, OV/e
Conversation with Dana Iskakova, Lyuba Knorozok and Olexii Kuchanskyi
19:30h
MIRACULOUS ACCIDENT, von Assaf Gruber, DE/AT 2025, 29’, OV/e
Conversation with Assaf Gruber and Philip Widmann
More about the workshop:
slavistik.philhist.unibas.ch
Sa 4.10., 21h - ciné sonderbar präsentiert:
Chemi Bebia - Meine Grossmutter
Von Kote Mikaberidze, GE 1929, 61 Minuten, ohne Dialog
Einem arbeitsscheuen Angestellten wird gekündigt. Auf dem labyrinthischen Weg zurück ins System, den er vor allem aus Angst vor seiner enttäuschten Gattin antritt, wird ihm eines klar: Erfolg ist abhängig von einem Empfehlungsschreiben einer «Grossmutter», eines mächtigen Bürokraten.
Die in der Sowjetunion lange verbotene Satire ist eine wundersam irisierende «tour de force» cineastischer Einfälle: Wilde Kamerawinkel, Animationen, Spezialeffekte, konstruktivistische Tableaus ergeben das überbordende Setting, aus dem sich die Geschichte entspinnt. Avantgarde kollidiert mit Slapstick - ein exzentrisches Fest, das sich selbst feiert.
Als Vorprogramm zeigen wir neben einem Überraschungsfilm die Experimental-Perle THE LIFE AND DEATH OF 9413 - A HOLLYWOOD EXTRA (Robert Florey+Slavko Vorkapich, USA 1928, 13').
Do 16.10. und Fr 17.10., 20h30
The Trust Fall
Von Kym Staton, AU 2024, 128 Minuten, EN/d
Der mehrfach ausgezeichnete australische Journalist und Verleger Julian Assange ist trotz seiner mehr als dreizehnjährigen Inhaftierung in verschiedenen Formen zu einer der lautesten Stimmen für die Meinungsfreiheit unserer Zeit geworden. Die Enthüllungen von WikiLeaks lösten einen Sturm an Kontroversen und eine unerbittliche Verfolgung durch den mächtigsten Staat der Welt aus.
Eindrücklich wird aufgezeigt, wie schnell die Grenzen des Journalismus erreicht sind, sobald dieser die Interessen der Mächtigen ernsthaft in Frage stellt. Zu Assanges Verteidigung interviewt Regisseur Staton Grössen wie Tariq Ali, Daniel Ellsberg, Nils Melzer, Jill Stein, Chris Hedges und John Pilger.